Nesselsucht. Ursachen, Symptome und Behandlung

Nesselsucht (Urtikaria) gilt als eine der häufigsten und unangenehmsten Hautkrankheiten. Jeder vierte bis fünfte Deutsche leidet mindestens einmal im Leben unter dieser Überreaktion des Immunsystems und dem damit verbundenen, fast unerträglichen, Juckreiz. Die Brennnessel, lateinisch Urtica, war Inspiration für die Namensgebung. Jeder kennt das unangenehme Gefühl in eine Brennnessel zu greifen. So ähnlich, nur sehr viel schlimmer, fühlt sich die Nesselsucht an.

Die Bildung von Quaddeln ist bei der Nesselsucht typisch. Die meisten Betroffenen können sich auf nichts mehr konzentrieren und müssen sich ständig kratzen – was den Juckreiz leider nicht stillt. Die akute Form (unter 4 Wochen) tritt häufiger auf als die chronische (über 4 Wochen). Selbst Kleinkinder können betroffen sein. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Nesselsucht eine erbliche Erkrankung ist. Für den Allergologen ist die Diagnose Nesselsucht meist eine Herausforderung. Es gibt viele verschiedene Auslöser für die Symptome und leider kein einheitliches Krankheitsbild.

Nesselsucht hat viele verschiedene Gesichter:

  • Spontane Nesselsucht wird, je nach Dauer, in akute und chronische Nesselsucht unterteilt.
  • Physikalische Nesselsucht entsteht durch Reibung, Druck, Temperaturen oder Licht und hat um die 21 Unterformen. Einige Formen können einen Kreislaufschock oder Atemnot auslösen. Sie tritt meist zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr auf.
  • Cholinergische Nesselsucht tritt meist bei steigender Körpertemperatur auf.
  • Kontakt-Nesselsucht tritt an der Stelle auf, an der der Auslöser die Haut berührt.

Nesselsucht. Ursachen

Nicht selten sind Medikamente oder Nahrungsmittel der Auslöser. Andere Ursachen können äußere Reize wie Kälte, Wärme oder Licht, aber auch hormonelle, psychische, bakterielle oder virale Faktoren sein. Auch Entzündungsherde im Körper können Nesselsucht auslösen. Bei manchen Betroffenen treten die Quaddeln dann auf, wenn sie besonders aufgeregt sind. In 2/3 der Fälle finden die Ärzte nicht einmal heraus, was die Beschwerden auslöst (idiopathische Urtikaria). Bei Quaddelschüben hilft ein “Quaddeltagebuch” eventuelle Auslöser einzugrenzen. Beim Prick-Test werden verschiedene Stoffe auf die Haut aufgetragen und deren Reaktion abgewartet. Bei chronischer Nesselsucht hilft manchmal nur ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt die Ursachen zu finden. Denn nur, wenn die Auslöser bekannt sind, kann man sie meiden. Bei physikalischen Reizen wie Kälte oder Wärme kann das schwierig werden. Wichtig ist, dass die Betroffenen immer ein Notfallset und einen Notfallpass bei sich tragen, wenn bei ihnen Atemnot, Schluckbeschwerden oder Kreislaufbeschwerden mit dem Quaddelschub einhergehen.

Nesselsucht. Erscheinungsbild

Eine Nesselsucht kann von jetzt auf gleich entstehen. Plötzlich ist der ganze Körper oder eine begrenzte Körperstelle mit Schwellungen übersät. Die Größe der Quaddeln reicht von Stecknadel- bis Handflächengröße. Die weißliche oder rötliche Färbung tritt sowohl punktuell als auch großflächig auf. Nach 24 Stunden ist der Spuk meist überstanden. Die Quaddeln heilen ohne Narbenbildung ab. Bei einem Quaddelschub kommen immer wieder neue Quaddeln nach und machen dem Betroffenen die Tage und Nächte zur Hölle. Verantwortlich sind die eigenen Abwehrzellen (Mastzellen) des Körpers, denn sie setzen den Botenstoff Histamin frei – und das lässt die Quaddeln entstehen. Antihistaminika, das sind gut verträgliche Allergietabletten, helfen. Vorteil: Sie machen nicht abhängig. Das ist wichtig, da die Medikamente meist über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen. Sie unterdrücken aber nur die Symptome. Wichtig ist, dass die Auslöser erkannt und gemieden werden.

Nesselsucht und Schwangerschaft

In der Schwangerschaft verbessern sich die Symptome meist. Das ist gut, denn keines der verabreichten Medikamente darf während der Schwangerschaft eingenommen werden. Der weibliche Körper dämpft das Immunsystem, da er das Kind – von ihm als Fremdkörper wahrgenommen – tolerieren muss. Deswegen reagiert das Immunsystem, auch auf äußere Faktoren, weniger aggressiv. Zudem bildet der Körper in der Schwangerschaft mehr Kortison, dass die auf hormonelle Einflüsse reagierenden,Abwehrzellen des Körpers hemmt.

[AKL]

Bild: Ginover / pixelio.de

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